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Ein „Gast“beitrag von der lieben Hannah:
Aufgrund der davon völlig unabhängigen Wahl meines momentanen Wohnortes, hatte ich unverhofft die Gelegenheit, Flavian Graber und Stefan Schneider, Sänger und Schlagzeuger des europäischen Künstlerkollektiv We Invented Paris, ein paar Fragen zu stellen, Die Band hat sich 2010 gegründet und Julian hat sie hier auch schon einmal lobend erwähnt.

Angefangen haben sie mit Wohnzimmerkonzerten auf einer europaweiten Couchsurfing-Tour, inzwischen waren sie auch schon auf Festivals wie dem Southside/Hurricane zu hören.

Ab 14. Februar kann  und sollte man ihr neues Album „Rocket Spaceship Thing“ kaufen.

 

Ihr seid für kreative Aktionen bekannt. Euer neues Album habt ihr beispielsweise durch den Verkauf von Aktien an Fans finanziert. Welche Erfahrungen habt ihr dabei gemacht?

Im Grunde sehr gute. Besonders schön fanden wir, dadurch in direkten Kontakt zu vielen Fans zu kommen und natürlich die Tatsache, dass wir unser Ziel erreicht haben und tatsächlich das Album komplett so finanzieren konnten. Das ganze war aber auch richtig aufwendig. Aufwendiger, als wir davor gedacht hatten. Aber wir haben auf jeden Fall viel dabei gelernt und würden so etwas mit ein paar Optimierungen wieder machen. Auch, weil das einfach ein wenig interessanter ist, als „einfaches“ Crowdfunding auf den bekannten Start-Up-Seiten.

 

 

Was war die witzigste Geschichte, die während eurer Couchsurfingtour passiert ist?

Da gibt es viele – und viele, die man nicht erzählen kann. Es war spannend, zu sehen, wie andere Menschen leben und ihre Großzügigkeit hat uns beeindruckt. Sie haben für uns gekocht, teilweise sogar bei Freunden geschlafen und uns ihre Betten überlassen.

Witzig war, wie wir einen unserer Gitarristen kennenlernt haben. Es war drei Uhr nachts und wir sind ohne Diesel mitten auf der Autobahn stehen geblieben. Unser Keyboarder hat seinen Zwillingsbruder angerufen, der uns dann uns dann mitten in der Nacht mit einem Kanister Diesel gerettet hat.  Zwei Wochen später war er unser Gitarrist.


„Rocket Spaceship Thing“ wurde in einem Schloss aufgenommen. Wie kam es dazu und wie hat dieser Ort das Album beeinflusst?

Bei unserer Couchsurfingtour hatten wir das Schloss kennengelernt und einen seiner Bewohner, der nach der Wende angefangen hat, Mikrofone und anderes Equipment aus alten DDR-Radiostationen zu kaufen und zu sammeln und damit sein eigenes Tonstudio bauen wollte, das damals aber noch nicht fertig war. Als wir dann in einem unserer Newsletter geschrieben haben, dass wir ein neues Album aufnehmen wollen, hat er uns gefragt, ob wir nicht zu ihm kommen wollen.

Das Album beeinflusst hat dieser Ort durch seine Abgeschiedenheit. Es war immer sehr still dort, fast zu still. Dafür konnten wir uns aber fern vom Alltag und anderen Verpflichtungen vollkommen auf das Album fokussieren. Außerdem bot die Aufnahme Gelegenheit für uns sechs Stammmusiker, uns auch einmal außerhalb der Konzerte zu treffen und uns ganz unserer Musik zu widmen.

 

 

Habt ihr einen persönlichen Lieblingstitel auf Rocket Spaceship Thing?

 Stefan: Sie waren alle sehr viel Arbeit und ich mag sie alle.

Flavian: Das auf jeden Fall. Dann kommt es natürlich auch auf die Tagesform an, in der man sich befindet. Aber „Zeppelins“ ist eines, das uns, wie ich finde besonders gut gelungen ist, sowohl musikalisch, als auch inhaltlich.

 

 

In welchen Momenten hört ihr euch euer Album an?

Stefan: Vor allem spielen wir es sehr gerne.

Flavian: Genau. Das ist natürlich etwas ganz anderes, als es einfach nur zu hören und weil es die eigene Musik ist, hört man eben auch alles, was nicht ganz so geworden ist, wie man es sich gewünscht hätte. Aber ich kann es schon genießen und als ich es zum ersten Mal alleine im Auto gehört habe – das war schon ein ganz besonderer Moment

 

 

Wie geht es weiter mit WIP?

Stefan: Tour, Tour, Liederschreiben, Tour und danach noch ein bisschen auf Tour…

Flavian: Abgesehen davon gibt es auch die Idee, Filmmaterial, das wir während unserer Couchsurfingtour aufgenommen haben, zugänglich zu machen und vielleicht einen Film daraus zu bauen. Aber jetzt gehen wir wie gesagt erstmal auf Tour.

 

 

Was ist eurer Meinung nach die größte Chance für Musiker heutzutage?

Das wurde natürlich schon oft gesagt und verklärt: Trotzdem ist das Internet schon ziemlich geil. Dass Leute aus aller Welt, unsere Musik finden können. Wir haben sogar Hörer in Japan und ein Lehrer aus Wales war so begeistert, dass er kurzerhand mit einigen seiner Schüler nach Deutschland zu einem unserer Konzerte geflogen ist.

 

 

Und was ist die größte Schwierigkeit?

Auch das wurde schon ein bisschen totdiskutiert, ist aber trotzdem wahr. Es ist richtig schwierig, Geld zu verdienen, wenn so viele Leute deine Musik zwar hören, aber kein Geld dafür ausgeben wollen. Da fehlt einfach oft das Verständnis. Dann heißt es „ihr macht ja nur das, was euch Spaß macht.“  Und es ist eine Lüge, dass man mit Konzerten richtig viel Geld verdienen würde.  Das schafft man erst, wenn man –etwas übertrieben – Stadien füllen kann. Deswegen ist es für Independent-Musiker heute sicher nicht einfacher, auch wenn man vielleicht nicht mehr so schnell von Managern oder Plattenlabels abgezockt wird.

Aber echte, ernstgemeinte Musik zu machen, Musik, die was zu sagen hat und eine Zeit prägen kann – das geht sowieso nicht, wenn es einem nur ums Geldverdienen geht. Solche Musik wird es trotzdem immer geben.

 

 

Irgendwelche Zukunftsprognosen?

Ich denke, dass verschiedene Arten des Crowdfundings auf jeden Fall eine wachsende Rolle spielen werden. Es sind natürlich auch zwei verschiedene Dinge, ein einzelnes Album so zu finanzieren oder das Überleben einer Band dauerhaft zu sichern. Aber das Prinzip ist sicher ein gutes.

Vielleicht entwickelt sich auch eine Art Mäzenentum für Musiker. Wobei da natürlich die Frage ist, ob man sich an jemanden verkauft oder man von jemandem unterstützt wird, der sagt „ ich ermögliche euch, euer Ding zu machen, aber macht es für euch und wie ihr wollt, und nicht, um mir zu gefallen“. Das wäre natürlich die Nonplusultra-Situation für jeden Musiker.

 

 

Welche Band/Künstler/Website sollte jeder kennen?

theuselessweb.com

 

Warum?

Das ist die beste Internetseite der Welt.

 

 

Welche Frage würdet ihr euch selbst gern stellen?

Stefan: Vielleicht: Würden wir alles wieder so machen. Wenn wir gewusst hätten, was das alles bedeutet?

 

 

Was ist eure Botschaft an die Welt?

Unsere Musik.

Ansonsten haben wir nicht die eine Botschaft. Das ist es auch, was uns ein Stück weit ausmacht, dass wir viele Künstler sind, die aber nicht alle unbedingt das Gleiche wollen.

 

 

Noch eine letzte Frage. Ihr sagt, dass ihr euch bei eurem Album von großen Erfindern und Entdeckern des 19. Jhr. habt inspirieren lassen. Wie kann man das verstehen?

All die großen Erfinder und Entdecker wollten Dinge und haben Dinge gewagt – fliegen, zum höchsten/tiefsten Punkt der Erde gelangen usw. – bei denen sich die Gesellschaft oft an den Kopf gefasst hat.

So ähnlich ist es auch bei uns. Wir haben auch oft genug zu hören bekommen, dass das doch Quatsch sei mit der Musik, eine brotlose Kunst,…das kennt man ja.

Aber genauso wenig, wie sich große Erfinder davon haben abhalten lassen, dass sie die Gesellschaft für verrückt erklärt hat, lassen wir uns davon abhalten, das zu tun, was wir unbedingt tun wollen, wozu es uns drängt.