Letztes Wochenende lief ich meinen ersten Halbmarathon in Berlin. Damit wäre eigentlich auch schon alles gesagt, aber Geschichten machen ja immer mehr Spaß, wenn man sie in die Länge zieht (insbesondere bei Diskussionen um Supermärkte und U-Bahnen). Daher hier der ausführlichere Bericht:
Start
32.000 Menschen sind in echt einfach deutlich mehr als man so denken würde. Wenn man nicht in der erste Gruppe startet, dauert es ewig, bis sich alle zum Start vorgekämpft haben.
Kilometer 1
Das läuft bisher doch ganz gut. Nur das Durchschlängeln durch die Leute ist etwas anstrengend. Aber dafür spielt am Rand eine Samba-Band zur Motivation. Und da vorne tanzen Cheerleader.
Kilometer 2
Ich hätte vielleicht mehr trinken sollen. Wann war nochmal der erste Erfrischungspunkt? Bei Kilometer 4 oder 6?
Vor mir sehe ich bereits das Brandenburger Tor. Dafür muss ich immer wieder auf den Bürgersteig, um an den langsameren Läufern vorbei zu kommen.
Kilometer 3
Seit dem ersten Mal hat sich das Laufen durch das Brandenburger Tor nicht mehr so gut angefühlt.
Kilometer 4
An der Straße des 17. Juni sind kaum Zuschauer. Dafür macht ein Läufer im Clowns-Kostüm neben mir erstmal Fotos mit seinen Freunden.
Kilometer 5
An der Siegessäule steht eine Uhr. Die ersten Läufer sind inzwischen bereits im Ziel.
Kilometer 6
Da ist die Wasserausgabe. Zwei Becher in den Rachen und einen in den Nacken. Der Boden ist voller nassem Plastik. So ein Lauf ist schon eine ganz schöne Sauerei.
Kilometer 7
Der Podcast in meinem Ohr lenkt mich etwas ab. Es läuft ganz gut.
Kilometer 8
Das Wetter und die Stimmung auf und neben der Strecke super.
Kilometer 9
Ein Marienkäfer wagt den Versuch die Strecke zu überqueren. Ich lasse ihn vorbei.
Kilometer 10
Nach dem zweiten Erfrischungspunkt kleben meine Schuhe dank ausgeschüttetem Tee immer wieder am Boden. Dafür klatschen Kinder am Rand immer wieder mit mir ab.
Kilometer 11
Ich zähle in meinem Kopf von 22 Kilometern abwärts. So hoffe ich am Schluss auf einen Motivationsschub. Nach dieser „Rechnung“ habe ich jetzt die Hälfte geschafft.
Kilometer 12
Die ganzen Zuschauer am Kurfürstendamm feuern kräftig an. Auch wenn ihre Schilder nicht einfallsreich sind, muss ich ab und zu lächeln.
Kilometer 13
Als eine alte Dame mit Rollator vor uns die Strecke überquert, muss ich an die eine Szene in „Schuh des Manitu“ denken. Ich drehe mich nochmal kurz um. Sie hat es sicher geschafft.
Kilometer 14
Die Banane am dritten Erfrischungspunkt schmeckt wie das beste Gericht der Welt. Ich nehme gleich zwei.
Kilometer 15
Der Mann im Tweed-Anzug und gelben Sportschuhen ist wohl voraus gefahren. Schon zum zweiten Mal sehe ich ihn alle anfeuern.
Kilometer 16
Letzte Wasserstelle. Nochmal zwei Bananen für den Weg eingepackt. Ich will sie mir aufsparen bis zum 18. Kilometer.
Kilometer 17
Auf das Zeichen habe ich ewig gewartet. Wie lange hat sich das denn bitte hingezogen?
Kilometer 18
Und schwupps. Derjenige, der die Wegmarke für Kilometer 17 aufgestellt hat, muss einen Fehler gemacht haben. Zeit für Bananen.
Kilometer 19
Jetzt gehen immer mehr Läufer um mich herum. Die breiten langen Straßen lassen die letzten Kilometer auch anstrengend werden. Ich versuche mich auf die nächsten paar Meter zu konzentrieren.
Kilometer 20
Die letzte lange Gerade. Eine Frau am Rand zeigt mit ihren Fingern an, dass es nur noch „so wenig ist“. Die Schilder mit der Aufschrift „Umkehren wär jetzt auch blöd“ mehren sich.
Schlusssprint
Um die letzte Kurve und dann ist es bereits da:
Das Ziel
Ich hab es geschafft. 21,1 KM am Stück gelaufen. Doch wie beim Start merkt man auch hinter der Ziellinie, wie viel 32.000 Menschen sind. Insbesondere, wenn jeder seine Medaille abholen will. Dafür entspanne ich bereits eine Stunde später in der Sonne im Park.